Deutschland hatte die Wahl, BaWü hat sie noch
Wertschätzung nach der Bundestagswahl
Deutschland hat gewählt und die Union hat die Bundestagswahl 2025 klar gewonnen, wenn auch mit 28,6 Prozent ihr inoffizielles Stimmenziel von 33 Prozent oder darüber deutlich verfehlt. Dennoch freue ich mich über diesen politischen Wechsel und gratuliere der Union herzlich zu diesem Erfolg.
Der Mittelstand und die Unternehmer hoffen nun jedoch, dass durch spürbare Reformen und die Belohnung von Leistung und Mut die Erfolgskurve Deutschlands wieder nach oben gehen wird. Diesen Wunsch verbinden wir mit unserer Freude und unseren Glückwünschen. Natürlich wird die Stimmung etwas dadurch getrübt, dass nicht alle siegreichen Direktkandidaten in den Bundestag einzogen, was unbestritten ein Unding ist.
Richtige Prioritäten setzen
Ich möchte jedoch nicht ganz einsteigen in das Wehklagen der Politik, dass es doch undemokratisch sei, dass Wahlkreisgewinner nicht in den Bundestag einziehen würden. Natürlich ist es das. Und genau deshalb hatte die MIT bereits zu Zeiten von Angela Merkel auf die Dringlichkeit einer Wahlrechtsreform hingewiesen, die zu einer massiven Verkleinerung des überbordenden Bundestages führen sollte.
Leider verpuffte diese Forderung damals in der Politik, was auf ein vom Mittelstand seit langem kritisiertes Muster in der Politik hindeutet: Man erkennt Probleme, ist jedoch zu träge oder mutlos, diese anzupacken, bis es zu spät ist. So war es beim Verbrennerverbot, das es nun mühsam wieder abzuschaffen gilt und so ist es bei der unsäglichen CO2-Bepreisung, die pünktlich zur nächsten Bundestagswahl Marktspekulanten geöffnet werden soll. Man möchte in Franz Josef Strauß’scher Manier ausrufen: „Errare humanum est, sed in errare perseverare diabolicum“ (irren ist menschlich, aber im Irrtum zu verharren ist teuflisch).
Begrüßenswert war der Fragenkatalog zu den NGOs, den die CDU nach der Wahl einreichte. Deutschland hat kein Einnahmenproblem, sondern zu viele Ausgaben – Migration und NGOs sind hierfür perfekte Beispiele. Deshalb benötigen wir mehr mittelständischen Geist des Machens in der Politik. Leider gingen die Aktivitäten der CDU nach der Wahl in eine ganz andere wie während des Wahlkampfs versprochen wurde.
Uns erreichten zahlreiche besorgte und enttäuschte Stimmen unserer Basis sowie aus unseren mittelständischen Netzwerken. Viele Mittelständler fühlen sich durch die kommunizierte Ausrichtung der CDU nicht mehr vertreten, waren geschockt über die 180-Grad Wende bei der Schuldenbremse und fassungslos, dass mit der Klimaneutralität das Kernthema der grünen Wahlverlierer ins Grundgesetz geschrieben wurde. Damit widerspricht die deutsche Zielsetzung sogar dem absurden Green-Deal und stellt sich gegen die europäische Trendwende, die mehr Vernunft und Lockerungen vorsieht.
Glaubwürdige Kampagne unabdingbar
Wichtig ist für uns in Baden-Württemberg jedoch, dass die CDU noch ein gutes Jahr Zeit hat, die richtigen Konsequenzen aus der Wahl zu ziehen und die Weichen für die Landtagswahl angemessen zu stellen – wenn sie nicht unter die Räder der Bundespolitik gerät. Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Umfrage von Infratest Dimap, die darstellte, dass die Stimmanteile der unter 25-Jährigen ansteigen zu den Extremen tendieren. Während sich die Union weiterhin auf die Älteren verlassen und sie bei den Jüngeren recht stabil ist, konnten AfD und besonders Linkspartei auch aufgrund starker Social Media Kampagnen massiv im U25-Segment zulegen.
Dies offenbart die Schwächen in der Kampagne der CDU. Der Autor dieser Zeilen äußerte auf Basis seiner Erfahrungen in der Bewertung politischer Personenmarken seine Bedenken noch im Dezember 2024 schriftlich an die stellvertretende Generalsekretärin Christina Stumpp und prognostizierte der CDU ein Ergebnis von 28 Prozent. Bis heute blieb eine Antwort aus und auch die Kampagne blieb bis zum Schluss für jüngere Zielgruppen wenig ansprechend.
Hierin dürfte wohl die größte Aufgabe für das Strategie-Team der CDU für die Landtagswahl 2026 stecken. Doch solange die CDU bei Kampagnen nach dem Motto verfährt, dass der Köder dem Angler, nicht dem Fisch schmecken muss, bleiben die Erwartungen im Mittelstand gedämpft. Dabei hätte gerade die CDU BW 2026 mit einem jungen Spitzenkandidaten alle Chancen, diese digitalen Kanäle erfolgreich zu bespielen.
Inhalte wichtiger als Köpfe und Partei
Infratest Dimap arbeitete heraus, dass bei der Bundestagswahl die programmatischen Inhalte für viele Wähler das Ausschlaggebende waren. Dies lässt sich leicht nachvollziehen, denn wenn man die Nachrichtenlage in den Monaten vor der Wahl betrachtet, waren es Themen der Sicherheit und der Wirtschaft, welche die Diskussionen an den Stamm- und Esstischen der Nation dominierten.
Gleichzeitig gab es auch keinen Kandidaten, der durch Rhetorik oder Charisma die Wähler in seinen Bann hätte ziehen können. Merz und Scholz waren beide mäßig beliebt und selbst Habeck, dem die Medien verzweifelt das Bild des smarten und einfühlsamen Machers zuschreiben wollten, landete bei Umfragen kurz vor der Wahl noch hinter dem designierten neuen Bundeskanzler. Interessant aus Wahlforschersicht wäre es gewesen, inwiefern ein charismatischer, kompetenter und rhetorisch starker Kandidat hier zu einem anderen Ergebnis geführt hätte.
Aufhorchen lassen muss Parteistrategen auch die erhöhte Wechselbereitschaft. Die immer geringere Parteibindung und immer weniger als individuell, sympathisch oder kompetent wahrgenommene Kandidaten führen zu einem Fokus auf aktuelle politische Inhalte. Oder anders formuliert: Nicht länger die Grundwerte einer Partei sind es, welche die Menschen in ihrer Wahlentscheidung leiten, sondern wie eine Partei aktuelle Modethemen aufgreift, bzw. diese selbst setzen kann.
Als die Mehrheit der Menschen noch vor einem vermeintlich menschengemachten Klimawandel Angst hatte, wählte man die Grünen als mutmaßliche Experten. Wenn es um die Angst vor überbordender Migrantengewalt geht, gewinnt die AfD und wenn man nach Jahren sozialistischer Misswirtschaft erkennt, dass man ökonomische Stabilität sucht, gewinnt die CDU. Dies sind keine neuen Entwicklungen, doch werden sie aufgrund der sinkenden Parteibindung in Zukunft vermehrt wahlentscheidend sein.
Inhaltliche Lehren aus der Wahl
Man könnte meinen, die Konsequenz hieraus für jedwedes politische Marketing sei nunmehr inhaltliche Beliebigkeit, die sich allein am Zeitgeist orientiert. Nichts liegt mir jedoch ferner, als der CDU nun selbiges vorzuschlagen. Im Gegenteil. Infratest Dimap hat als wichtigste Themen der Wahlentscheidung nach der die inneren Sicherheit, die Zuwanderung und das Wirtschaftswachstum identifiziert – originäre CDU-Themen. Diese gilt es nun zu spielen und nicht als Imitator, sondern als Eigentümer proaktiv und ständig zu setzen.
Ähnlich wie die MIT Baden-Württemberg alle ihre Aktivitäten unter den Dreiklang „Eigentum und Recht und Freiheit“ setzt, so sollte sich die CDU auch einen Wertedreiklang geben: Alles, das nicht der allgemeinen Sicherheit, dem Wirtschaftswachstum oder der individuellen Freiheit dient, muss weg. Ganz einfach. Wobei zugegebenermaßen die Vereinbarkeit von Sicherheit und Freiheit oftmals schwierig, wenn nicht gar gegensätzlich ist. Doch wenn nicht uns, wem sonst sollte dieser Spagat gelingen?
Die nächsten Monate werden entscheidend für die Rolle Deutschlands in der Welt. Aber auch für die Rolle Baden-Württembergs in Deutschland und Europa. Unsere Heimat ist zu schade, um sie Extremisten jedweder Couleur und Ideologie zu überlassen. Und sie ist zu schade für eine Politik, die heute anders redet als gestern. Bringen wir also unsere Inhalte ein, stellen wir uns stark auf, um einen wirklichen Politikwechsel für mehr ökonomische Vernunft sowie individuelle Freiheit einzuleiten – und halten wir nach den Wahlen auch die Versprechen von zuvor. Im Land haben wir noch die Chance.