Fokus auf E-Autos schadet uns allen
Ich gebe es zu. Für mich gibt es nichts Schöneres, als meinen Oldtimer anzulassen, den V8-Motor zu hören und zu spüren und das gute Stück deutscher Ingenieurskunst auszufahren. Dass ich damit weder besonders ökonomisch noch ökologisch unterwegs bin und auch nicht die Zukunft der Mobilität vertrete, weiß ich natürlich.
Doch wie soll diese Zukunft aussehen? Das aktuell als Allheilmittel angepriesene Elektroauto ist ja so neu nicht. Die ersten E-Autos gab es schon im 19. Jahrhundert, bis sie vom effizienteren und günstigeren Verbrennungsmotor verdrängt wurden. Dank grüner Lobbyarbeit und entsprechender Presse wird das E-Auto nun wieder propagiert, doch geschieht dies meist recht kurzsichtig.
E-Mobilität ist (noch) nicht massentauglich
In der EU sind ca. 250 Mio. Pkw zugelassen, davon ca. 46 Mio. in Deutschland. Um das politisch geforderte Ziel von zehn Millionen E-Autos auf deutschen Straßen zu erreichen, benötigen wir laut Institut für Energie und Umwelt Heidelberg (Ifeu) 383 Prozent des jährlich weltweit geförderten Lithiums und 47 Prozent des Nickels. Woher diese Rohstoffe bezogen werden sollen, sagt niemand. Im Gegenteil, während wir in Deutschland über Wohlstandsprobleme diskutieren, verliert Europa den Wettlauf um Bodenschätze in Afrika. Zudem ist die Frage unbeantwortet, wie wir dem erhöhten Stromverbrauch begegnen wollen.
Neben der Herstellung der Fahrzeuge ist auch ihre Alltagstauglichkeit eingeschränkt: E-Autos bieten aufgrund der Größe der Batterien oftmals weniger Platz, Wartung und Reparatur sind deutlich zeitaufwändiger und anspruchsvoller und das Laden des Fahrzeugs wird oft zum Geduldsspiel.
E-Auto nicht marktwirtschaftlich
Neben der technischen Debatte und Nutzungsnachteilen kommen auf die Besitzer von E-Autos sowie die Gesamtgesellschaft vor allem Kosten zu: Da die Ladekosten bei E-Autos deutlich unter Tankkosten von Benzinern liegen, werden Händler und Zahlsysteme geringere Umsätze erwirtschaften und benötigen somit zusätzliche finanzielle Anreize zum Ausbau der Infrastruktur, also Subventionen.
Die Wertschöpfung bei Batterien findet hauptsächlich in Asien statt und da die aktuellen Lithium-Akkus bei ungünstiger Verwendung schnell altern und gewisse Kapazitätsverluste von der Herstellergarantie ausgenommen sind, dürfte klar sein, wer hier die Zeche bezahlt.
Ein Plädoyer für einen gemischten Ansatz
Die E-Mobilität hat ihre Vorteile und ihre Existenzberechtigung, doch sie wird in nächster Zeit nicht die führende Rolle übernehmen können. Anstelle von irrationalem Hass und unberechtigten Vorwürfen sollten wir Verbrenner weiter optimieren, da sie in der Gesamtbilanz noch vor E-Autos liegen und zusätzlich auf die Marktreife zusätzlicher Antriebstechnologien drängen.
Wir sehen also, die totale Elektrifizierung von Deutschlands Mobilität ist ein weiteres Traumschloss der grünen Ökoinquisition, die versäumt hat, sich über die Realität Gedanken zu machen. Moderne Mobilität entsteht nicht durch willkürlich festgelegte Grenzwerte, es sei denn, man übergeht diktatorisch die elementarsten Grundregeln der Marktwirtschaft und zaubert die benötigten Rohstoffe herbei. Doch die Geschichte der Menschheit hat gezeigt, dass sich physikalische Grenzen und marktwirtschaftliche Gesetze nicht durch politische Ideologien erweitern lassen, sondern nur durch Forschung und Marktorientierung. Diesen Weg sollten wir auch in dieser Debatte beschreiten.
(Veröffentlich im Monatsmagazin der MIT Baden-Württemberg im August 2018)